Yangon

Veröffentlicht auf von Sebastien Vogt

25.09.2014

In der Stadt angekommen, ließ ich mich zu einem recht gut gelegenen Hotel fahren. Vom Frühstücksraum hat man eine tolle Sicht auf die Sule-Pagode, die sich mitten im Kreisverkehr befindet und schon über 2000 Jahre alt ist.

Yangon

Ich bezog ein winziges Zimmer, das den Zweck erfüllte, mehr aber auch nicht. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof um ein Ticket für den nächsten Tag zu buchen. Da die Informationstafeln für mich nicht zu entschlüsseln waren, fragte ich das hilfsbereite Bahnhofspersonal. Dieses erklärte mir, dass ich auf der falschen Seite des Bahnhofs sei. Wenn man ein Ticket für den selben Tag kaufen möchte, wäre man hier richtig gewesen. Wenn man jedoch erst am nächsten Tag oder später fahren möchte, muss man die Seite wechseln. Also gings nochmal um den Bahnhof im großen Bogen rum und in einer heruntergekommenen Tickethalle konnte ich dann problemlos ein Ticket erstehen. Den Rest der Zeit lief ich durch die hektischen Straßen, vorbei an alten Gebäuden und nahm in einem indischen Restaurant mein Mittagessen ein.

Yangon
Yangon

Am Abend aß ich in einem Karaokerestaurant, war aber froh, dass die Sängerinnen erst anfingen zu singen, als ich gerade fertig mit Essen war. Das Gejaule hätte ich nicht lange ertragen.

26.09.2014

Mal wieder klingelte der Wecker um fünf Uhr, aber so langsam hat man sich ja auch daran gewöhnt. Nach dem kleinen Frühstück nahm ich ein Taxi zum Bahnhof und fand auch recht schnell das richtige Gleis mit dem dazugehörigen Zug. Ich bezog mein Abteil, natürlich reiste ich in der Upper-Class..

Yangon
Yangon

Naja, wie man sieht ist der Zug schon in die Jahre gekommen und die Upper-Class wäre bei uns wahrscheinlich ein Skandal, sogar in der untersten Kategorie. Aber in welchem Zug in Deutschland kann man noch die Fenster öffnen und den Fahrtwind genießen? Um kurz nach sieben Uhr gings dann los und wir ließen die Landschaft an uns vorbeiflitzen - Jeder TGV oder ICE würde auf diese Geschwindigkeit neidisch werden. Wir fuhren schließlich mit 30-50km/h durch die Lande und wenn der Zug seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hatte, fing es im Abteil schön an zu wackeln. Teilweise wurde man so durchgeschüttelt, dass man das Gefühl hatte auf einem Pferd zu sitzen. Hätte ich Zügel in der Hand gehabt, wäre die Illusion perfekt gewesen. So saß ich dann die nächsten Stunden im Zug, atmete von Zeit zu Zeit die Abgase der Diesellock ein, sah Menschen auf den Gleisen herumspazieren oder genoss einfach die schöne grüne Landschaft (ok, manchmal sah man auch einfach nur Müll).

Yangon
Yangon
Yangon
Yangon

Mit etwas Verspätung tuckerten wir in den Bahnhof von Kyaikto und wurden von heftigem Regen empfangen. Schnell stieg ich in einen Pick-Up und fuhr zum Basislager Kinpun. Ich bezog ein winziges Zimmer, das eigentlich nur aus einem Bett bestand. Die Besitzer waren ganz clever und haben einfach in einen breiten Flur ein paar Bretter festgenagelt, Spanplatten als Trennwände hochgezogen und schwuppdiwupp hat man gleich ein paar Zimmer mehr zur Verfügung. Der Vorteil dieser Konstruktion war natürlich, dass man jedes Geräusch seiner Nachbarn live miterlebt (nein, kein Sex). Der eigentliche Grund meines Aufenthalts war die Besichtigung des "Golden Rocks". Dieser heilige vergoldete Felsbrocken balanciert auf der äußersten Kante einer Klippe und markiert den Ort eines Buddha-Haars, das ein Eremit im 11. Jh. spendete. Einer Legende zufolge barg der König den Felsbrocken vom Grund des Sees und brachte ihn mit einem Schiff an diese Stelle, das danach zu Stein wurde. Um die vielen Höhenmeter zu überwinden, kann man sich entweder für den Pilgerweg (11km bergauf) entscheiden oder man wählt die gemütliche Variante und lässt sich mit einem LKW nach oben fahren. Ich hätte wirklich gerne den Weg zu Fuß gemacht, musste mich aber aus Zeitmangel für den LKW entscheiden. Auf der Ladefläche befinden sich zahlreiche Bänke und der LKW fährt los, sobald sich auf jeder Bank sechs Personen eingefunden haben. Langweilig wurde mir unterwegs nicht, da ich einfach der Gruppe französischer Rentner zuhörte (ich will nicht alt werden!).

Yangon
Yangon

Am Gipfel angekommen ging es nochmal ein kurzes Stück zu Fuß an vielen Souvenirständen vorbei, dann durfte ich noch 6000 Kyat bezahlen (müssen natürlich nur die Ausländer) und schließlich erblickte ich dann den Felsen. Leider war die Aussicht gleich Null, da das komplette Tal vom Nebel verschluckt wurde. Zum Glück hatte ich etwas Geduld, denn kurze Zeit später verschwanden die Nebelschwaden und eröffneten doch noch eine tolle Aussicht hinab ins Tal.

Yangon
Yangon
Yangon
Yangon
Yangon
Yangon

Zurück zum Basislager gelangt man natürlich auf die gleiche Art und Weise, das Problem war nur, dass keine Sau zu dem Zeitpunkt runterfahren wollte. Ich hätte also warten müssen, bis irgendwann der Truck voll gewesen wäre. Aber auch hier hatte ich wieder Glück, denn vier (scheinbar reiche) Chinesen (so um die 24 Jahre alt) charterten den ganzen LKW und ließen mich freundlicher Weise mitfahren. Der ganze Spaß kostete sie 140 US$, ich bezahlte aber lediglich 2,5 US$ - also den normalen Fahrpreis. Auf dem Truck kam ich mit einem französischen Pärchen ins Gespräch, das auch das Privileg der Mitreise in Anspruch nehmen durfte.

27.09.2014

Die Fahrt zurück nach Yangon bestritt ich wieder mit dem Zug - diesmal zusammen mit dem französischen Pärchen Antoine und Lisa. Auch sie waren von der Fahrtgeschwindigkeit und den rhythmischen Reitbewegungen begeistert.

In Yangon suchten wir uns eine Unterkunft, gingen lecker Essen und fuhren schließlich noch zum Shwedagon Paya - das Wahrzeichen der Stadt und seit 2500 Jahren ein Symbol der nationalen Identität. Man sagt, der paya sei auf dem Hügel erbaut, wo Buddhas Überreste inklusive seiner acht Haare in einem Schrein verwahrt sind. Im Laufe der Jahre sollen sich auf dem Stupa 53t Blattgold angesammelt haben, wodurch er auf 98m angewachsen ist. Seine Spitze zieren mehr als 5000 Diamanten und 2000 andere Edelsteine. Da wir uns beim Abendessen verquatscht haben, ein uns für die Besichtigung nur noch ne knappe Dreiviertelstunde. Bezahlen mussten wir dennoch den vollen Preis von günstigen 9US$.

Yangon
YangonYangon

Typisch Myanmar:

- Die Autos fahren rechts, der Fahrer sitzt auch rechts - klingt komisch, ist aber so

- die Männer tragen Longyis; zu einem Schlauch genähtes großes Stück Stoff, dass gekonnt in zwei Sekunden geknotet wird (sieht also aus wie ein Rock; habe mir auch einen gekauft)

- Wenn man jemanden anspricht und dieser den Mund aufmacht, kommt unmittelbar die rote Soße zum Vorschein die alle hier kauen und dann in hohem Bogen auf die Straße spucken. Die Stadt ist daher übersät von roten Flecken, soll wohl gegen Karies o.ä. helfen, macht auf Dauer aber auch die Zähne schwarz. Die Frucht der Betelnusspalme wird dabei zerkrümelt und auf Palmblättern mit Tabak, Kalk oder Anis vermischt und gekaut.

- Nicht weniger auffällig, aber wesentlich angenehmer anzusehen, ist die ungewöhnliche, sehr praktische Schminke der Frauen. Eine orange-bräunliche Paste namens Tanaka (pulverisiertes Sandelholz angerührt mit Wasser) wird großflächig aufgetragen zur Kühlung der Haut und zum Sonnenschutz.

Veröffentlicht in Myanmar

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
C
musste sehr über das Zugvideo lachen! das sieht aus, als ob es über Stock und Stein geht... also so wie eine meine ersten Erlebnisse auf Uruguays Landstraßen :-)
Antworten