Tokyo

Veröffentlicht auf von Sebastien Vogt

16.10.2015

Ich kann es kaum glauben, aber es scheint tatsächlich so zu sein dass ich wieder unterwegs bin. Zumindest deutet alles darauf hin: der gepackte Rucksack befindet sich wieder auf meinem Rücken und ich befinde mich am Flughafen Frankfurt mit dem Ticket nach Tokyo. Woohooo! Die Wochen nach der Rückkehr sind jetzt doch schnell vergangen und so schlimm war es auch nicht sich wieder in Deutschland an das normale Leben zu gewöhnen. Aber ich muss schon sagen, dass mir das Reisen wesentlich besser gefällt...

Leider sitze ich im Flugzeug auf dem mittleren Sitz, aber da ich die meiste Zeit schlafen kann, stört das mich nicht weiter. Etwas nerviger ist es, dass ich bestimmt eine halbe Stunde lang versuche mit dem Menu des Bildschirms klar zu kommen. Wenn alles auf japanisch ist, ist es durchaus schwierig herauszubekommen wo sich die Sprache ins Englische wechseln lässt. Gut, irgendwann ist es geschafft und ich kann mir einen Film auf englisch ansehen (leider gibt es nur auf dem linken Ohr Ton). Nach einem Aufenthalt in Shanghai geht es in einer kleineren Maschine weiter nach Tokyo. Hier lande ich am Abend des nächsten Tages gegen neun Uhr. Da das Reisen in Japan recht teuer ist, habe ich mir zuvor in Deutschland den Japan Rail Pass besorgt, mit dem ich zwei Wochen fast alle Züge nutzen kann. Zunächst muss ich jedoch den Gutschein noch umtauschen und dann sitze ich auch schon in einem komfortablen und vor allem geräumigen Zug in Richtung Stadt. Scheisse, ich hab ganz vergessen Geld am Flughafen abzuheben! Naja, kann ich ja am Bahnhof Tokyo Station machen. Tja, denkst du! ATMs suche ich hier verzweifelt und erst nach einer Ewigkeit finde ich einen in einem kleinen Supermarkt. Aber wie es nun mal so sein muss, akzeptiert dieser meine Visakarte nicht. Toll.. Ich werde immer nervöser, da mein Blick auf die Uhr mich zweifeln lässt ob ich überhaupt noch im Hostel einchecken kann. In der email steht nämlich, dass der Check-In nur bis 22:00 Uhr möglich ist. Jetzt ist es aber schon nach 23 Uhr. Da ich keine andere Wahl habe und die Metro ohne Geld nicht nutzen kann, springe ich in ein Taxi welches zum Glück meine Visakarte akzeptiert. Um kurz nach halb zwölf komme ich im Hostel an und bin ziemlich erleichtert dass die Rezeption noch besetzt ist. Recht erschöpft geht es ins Bett, doch zuvor wird noch die recht interessante Toilette begutachtet. Wow, da wird der Toilettengang doch gleich zu einem echten Erlebnis! So eine Toilette wünsche ich mir auch, denn eine beheizbare Klobrille und verschiedene weitere Programme sind doch echter Luxus!

18.10.2015

Ich schlafe heute schön gemütlich aus und habe als erstes vor mir Geld zu besorgen. Mir wurde im Hostel gesagt, dass man im 7eleven (kleiner Supermarkt den es in ziemlich vielen Ländern gibt und rund um die Uhr geöffnet ist) problemlos Geld abheben kann. Dem war aber leider nicht so und somit wird das Beschaffen von Geld zur Tageshauptaufgabe. Nach dem fünfzehnten Geldautomaten gebe ich schon die Hoffnung auf und frage mich wie ich verdammt nochmal an Geld kommen soll. Einen letzten Versuch wage ich aber noch in einer Postfiliale, da ich im Internet gelesen habe, dass es hier für ausländische Karten möglich sein soll. Und tatsächlich, der Automat spuckt statt meiner Karte wirklich Geld aus! Ich bin sooooo erleichtert!!! Die Chance nutze ich natürlich gleich und decke mich mit reichlich Bargeld ein. Da es schon spät am Nachmittag ist muss ich meinen eigentlichen Plan ändern und besichtige den in der Nähe gelegenen Park Ueno-kōen. Es gibt hier einen Kiyōmizu Kannon-dō nach Vorbild des berühmten Tempels in Kyoto und einen Tōshōgū, der dem Schrein in Nikkō nachempfunden ist.

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Auch einen Starbucks trifft man hier an; schon verrückt wie lange sich Menschen für einen Kaffee anstellen!

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Auf dem Shinobazu-Teich fahren Pärchen mit Booten in Schwanenform umher.

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19.10.2015

Da ich gestern nicht all das machen konnte was ich eigentlich vor hatte, muss ich eben heute mein Programm etwas straffen. Zunächst laufe ich zum nur 15 Minuten entfernten Tempel Sensō-ji. In Tokios meistbesuchtem Tempel wird eine goldene Statue von Kannon, der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit, aufbewahrt. Die Anlage ist über das Kaminari-mon zugänglich. Das rote Tor wird von Fujin, dem Gott des Windes, und Raijin, dem Gott des Donners, bewacht und führt zur Nakamise-dōri, der Einkaufsstraße der Tempelanlage. Dort reicht die Auswahl von touristischem Kitsch bis zu echtem Kunsthandwerk (beides nichts für mich, also schnell weg hier..). Am Ende steht der Tempel selbst und links ragt die 55 m hohe Fünfstöckige Pagode in den Himmel.

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Im Tempel kann man für 100 Yen (0,74€) einen Stab ziehen auf welchem japanische Schriftzeichen stehen. Jetzt muss man nur noch die passende Schublade finden (gar nicht so einfach wenn man sich wie ein Analphabet vorkommt) in der ein Zettel die Zukunft voraussagt (am Besten gefällt mir der Satz "To start a trip is good").

Vor dem Tempel befindet sich ein großer Kessel mit Räucherstäbchen. Weil der Rauch gesundheitsfördernde Wirkung haben soll, versuchen viele Besucher, ihren Körper durch die Kleidung hindurch mit diesem "einzureiben". Äh ja, macht natürlich Sinn...

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Zu Fuß geht es weiter zum Tokyo Sky Tree. Auch wer sich nicht für hohe Gebäude begeistert, wird anerkennen, dass der 634 m hohe Fernsehturm ein architektonisches Meisterwerk ist. Im Mai 2012 wurde er als weltweit höchster frei stehender Fernsehturm eröffnet. Seine silbrige Fassade besteht aus Stahldrahtgewebe und der Sockel ist dreieckig, wobei der Turm auf 300 m Höhe eine runde Form annimmt.

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Um Zeit zu sparen entscheide ich mich für den teuren Fastpass, stehe dann aber auch schon nach nur kurzer Wartezeit auf 350 m Höhe und genieße den spektakulären Ausblick. Wahnsinn, so viele Gebäude! An klaren Tagen kann man sogar den Vulkan Fuji sehen, doch heute leider nicht.

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Wieder unten angekommen gibt es ein leckeres Mittagessen und dann nehme ich die Metro und mache im Stadtviertel Yanaka einen Spaziergang. Hier und da stehen kleine Tempel, aber um ehrlich zu sein hat sich der Spaziergang im Lonely Planet besser angehört als er tatsächlich ist.

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Nun gut, weiter gehts im Programm. Ich fahre mit der Metro (die meisten Linien kann ich kostenlos fahren, da sie in meinem Japan Rail Pass enthalten sind) zum Wolkenkratzerbezirk Shinjuku. Hier befindet sich auch das Rathaus, welches in einem grauen Granitkomplex untergebracht ist. In beiden Zwillingstürmen befinden sich Aussichtsplattformen und der Zugang ist sogar kostenlos. Von hier oben hat man wieder eine tolle Sicht auf all die Gebäude Tokyos.

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In Harajuku möchte ich mir den Meiji-jingū-Schrein ansehen, stelle aber nach einiger Zeit fest, dass ich in die falsche Richtung laufe. Jetzt habe ich nicht wirklich Lust den ganzen Weg wieder zurückzulaufen und schlendere stattdessen durch die Einkaufsstraße Takeshita-dōri. Hier interessieren mich weniger die Geschäfte, als viel mehr die japanischen Mädels, die echt verrückte Outfits anhaben!

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In Shibuya wartet die betriebsamste Kreuzung der Welt auf mich. Sie ist auch unter dem Namen "Scramble" (Gedrängel) bekannt. Als ich die U-Bahnstation verlasse werde ich zunächst von riesigen Videoleinwänden und Neonlichtern empfangen. Wow, das nenne ich mal absolute Reizüberflutung!

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Die Menschen hier kommen aus allen Himmelsrichtungen (manchmal über 1000 pro Ampelschaltung), schaffen es jedoch immer, einander routiniert, gleichgültig und flink zugleich auszuweichen. Es ist beeindruckend dieses Spektakel zu beobachten, was man auch am besten vom Starbucks aus machen kann. Hier sitze ich eine Weile am Fenster und sehe den Menschenmassen beim Überqueren der Straße zu. Natürlich bin ich selbst auch über die Kreuzung gegangen und ich muss sagen, wenn man sich mit der Masse bewegt, merkt man von dem Trubel gar nicht so viel.

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Direkt am Eingang zur U-Bahn befindet sich die Hachikō-Statue. Einst lebte in der Nähe des Shibuya-Bahnhofs ein Lehrer mit seinem Akita-Hund namens Hachikō. Er starb 1925, doch sein Haustier lief bis zum eigenen Tod zehn Jahre später weiterhin täglich zum Bahnhof, um auf sein Herrchen zu warten. Die Geschichte wurde zur Legende, deshalb wurde auf dem Vorplatz eine Wand in Gedenken an den Hund errichtet. Die Geschichte wurde natürlich von Hollywood aufgegriffen und verfilmt (in der Hauptrolle Richard Gere, natürlich als Lehrer), jedoch spielt sie in den USA und nicht in Japan.

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So, einen letzten Stop lege ich noch ein, nämlich beim Tokyo-Tower. Auch wenn der Tokyo Tower wie eine grelle Version des Eiffelturms wirken mag, bleibt er für die Tokyoter ein bedeutendes Symbol der Wiedergeburt der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit seinen 333 m ist das 1958 fertiggestellte Bauwerk 13 m höher als sein Pariser Vorbild. Jedoch wirkt er für mich gar nicht so groß und tagsüber ist der Turm wirklich hässlich da er in rot-weiß angestrichen wurde. Ich bin jedoch am Abend hier und durch die Beleuchtung ist von der eigentlichen Farbe zum Glück nichts zu sehen.

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