Kawah Ijen
15.11.2014
Als wir wieder im Dorf waren, mussten wir erstmal was frühstücken. Wir gesellten uns zu drei anderen Travellern und ließen uns einen Pancake schmecken. Während des Frühstücks stellte sich heraus, dass zwei der Traveller auch die gleiche Weiterreise im Sinn hatten, sodass wir wenig später gemeinsam im Bus Richtung Kawah Ijen unterwegs waren. Andere Reisende berichteten uns, dass vor zwei Tagen ein Erdbeben die Region erschüttert hat und man deshalb den Zugang zum Ijen untersagt hat. Wir beschlossen dennoch hinzufahren und unser Glück zu versuchen. In der Stadt Banyuwangi suchten wir uns ein Guesthouse und organisierten einen Fahrer. Nach dem Abendessen legten wir uns früh schlafen, denn zum Einen sind wir ja sehr früh aufgestanden, zum Andern startete die Tour zum Kawah Ijen mitten in der Nacht um 01 Uhr.
16.11.2014
Ach ja, nach vier Stunden Schlaf wurden wir von unserem Wecker zurück in die Realität geholt. Unser Fahrer wartete mit einem Jeep auf uns und kämpfte sich wenig später die steilen Straßen zum Kawah Ijen hinauf. Als wir um drei Uhr am Parkplatz ankamen, stellten wir fest, dass noch viele weitere (vor allem indonesische) Touris früh aufgestanden sind. Nachdem wir die Eintrittsgebühr bezahlt hatten, stand nun der sehr steile, drei Kilometer lange Weg zum Kraterrand bevor. Schritt für Schritt kämpften wir uns voran, über uns der Sternenhimmel. Allein hierfür lohnte sich das frühe Aufstehen schon. Was wir wenig später zu sehen bekamen, toppte das aber bei Weitem. Da ich mein eigenes Tempo wählte, verlor ich irgendwann den Anschluss an die Gruppe und fand sie erst am Parkplatz wieder. Wie der Zufall es aber so wollte, blieb ich nicht lange alleine. Ich hörte nämlich am Kraterrand deutsche Stimmen und wenig später stellte ich fest, dass es die Stimmen von Verena, Elisa und Sinah waren. Da haben wir uns am Gunung Bromo verpasst und treffen hier wieder aufeinander! Zusammen stiegen wir den Krater hinab und erblickten wenig später das faszinierende Naturschauspiel: Saphirblau lodernde Flammen, welche wie von Geisterhand getrieben aus dem Boden zu sprudeln scheinen und sich in Feuerflüssen über den Kraterboden winden. Staundend standen wir da und ließen das intensive blaue Leuchten auf uns wirken.
Ijen ist ein bedeutendes Zentrum der Schwefelindustrie, denn der Vulkan produziert täglich eine große Menge Schwefel. Der gelbe Rohstoff wird von Arbeitern per Hand aus dem Stein gehackt, anschließend werden die 60 bis 80 kg schweren Körbe von den Arbeitern den Krater herauf und dann den steilen Weg wieder herabgetragen. Viele der Arbeiter tragen als Schutz vor den giftigen Dämpfen nur einfache Masken, das allgegenwärtige Husten verdeutlicht wie ungesund die Schwefeldämpfe sind. Die körperlich sehr anstrengende Arbeit zählt zu den schwersten Berufen der Welt, wir Normalos würden hier wohl nach nur weniger Zeit kläglich scheitern. Man muss wirklich sagen, dass die Situation echt bizarr war: Wir stehen bewaffnet mit unseren Fottoapparaten da und knippsen etliche Fotos, während die Arbeiter schwer schuften. Andererseits verdienen die Arbeiter mittlerweile wohl mehr Geld mit den Touristen die für Fotos einen kleinen Obulus leisten als mit der schlechten Bezahlung für den abgetragenen Schwefel.
Als so langsam die Sonne aufging und das Leuchten der blauen Flammen immer geringer wurde, ließen die ersten Sonnenstrahlen den türkisfarbenen Kratersee erkennen. Wow, diese ätzende Flüssigkeit ließ uns abermals verstummen, denn der Anblick war einfach phänomenal.
Irgendwann mussten wir leider wieder zurück zum Jeep gehen, wo ich dann auch wieder auf die anderen stieß. Zurück in Banyuwangi wuschen wir den Schwefelgeruch von uns ab und machten uns auf die Weiterreise nach Bali.