Hsipaw
17.09.2014
Nach drei Tagen Tempeln, Stupas und Pagoden war es nun genug und ich machte mich mit dem Bus wieder auf den Weg. Ich lernte Lina kennen, eine Holländerin mit kolumbianischen Wurzeln, die zufälligerweise auch das gleiche Ziel wie ich hatte: Hsipaw. Um neun Uhr abends erreichten wir den kleinen Ort und wurden von strömendem Regen Willkommen geheißen. Zum Glück stand ein Tuk Tuk bereit, welches uns halbwegs trocken zum Mr. Charles Guesthouse fuhr. Wir teilten uns ein Zimmer und ließen den Abend bei einem halbwegs kühlen Bier ausklingen.
18.09.2014
Beim Frühstück lernten wir Amanda kennen, eine Engländerin die aber seit vier Jahren in Sydney lebt. Sie schloss sich direkt uns an und gemeinsam schmiedeten wir Pläne für den Tag. Da es morgens ziemlich am regnen war, beschlossen wir erstmal einen entspannten Vormittag zu verbringen und uns für den Nachmittag ein Fahrrad auszuleihen. Wir wollten zu einem nahe gelegenen Wasserfall fahren und bekamen vom Guesthouse auch eine Karte zur Orientierung mit. Nachdem wir eine Weile unterwegs waren und wir uns öfter versicherten, dass wir auf dem richtigen Weg sind, mussten wir die Fahrräder stehen lassen und zu Fuß auf Feldwegen durch Bananenplantagen und Reisfelder gehen. Schließlich kamen wir am Wasserfall an und ich nahm direkt eine erfrischende Dusche. Schwimmen konnte man hier leider nicht, da das Wasser direkt abfloss.
Nach einem kurzen Picknick traten wir wieder den Heimweg an. Zurück im Guesthouse erfuhren wir dann, dass wir gar nicht am eigentlichen Wasserfall waren. Wir hatten uns auch schon gewundert, dass wir so lange auf dem Fahrrad unterwegs waren, denn auf der Karte sahen die Entfernungen auch nicht so weit aus. Aber gut, Hauptsache wir haben einen Wasserfall gesehen. Wir waren dennoch zufrieden. Am Abend gingen wir gemeinsam essen und lernten Huw, einen Engländer, kennen. Jetzt wurde also aus unserem Trio ein Quartett.
19.-21.09.2014
Für die nächsten drei Tage haben wir in unserer Unterkunft eine Trekkingtour gebucht, die auch schon nach dem Frühstück begann. Eine Französin (Nathalie) hat sich auch für die Tour entschieden, sodass wir nun als Quintett plus Guide unterwegs waren. Mit unserem Guide haben wir echt Glück gehabt. Momaugh sprach gut englisch und erklärte uns unterwegs jede Menge über sein Land, die Leute und was wir unterwegs alles zu sehen bekamen.
Am ersten Tag bestand das eigentliche Ziel darin die Berge zu erklimmen. Somit ging es die meiste Zeit stetig bergauf. Teilweise entwickelte sich das Ganze in eine kleine Rutschpartie, da es zeitweise leicht regnete und der ohnehin schon matschige Weg somit noch matschiger wurde. Ich genoss aber jeden einzelnen Regentropfen, da sie ein guter Gegenpart zur heißen Sonne darstellten.
Während wir uns den Weg nach oben bahnten, kamen uns hin und wieder Einheimische entgegen, die uns stets lächelnd grüßten. Nur als uns ein Rebellentrupp entgegenkam, machten wir brav Platz für ihn und waren froh, als er außer Sichtweite war. Es ist schon ein sehr seltsames Gefühl, wenn einem schwer bewaffnete Menschen mit Gewehren und Handgranaten begegnen. Aber unser Guide hat uns aufgeklärt, dass wir für die Rebellen uninteressant sind, da sie nur gegen die Regierung, also das Militär, für die Unabhängigkeit ihrer Region kämpfen. Irgendwann hatten wir die erste Etappe erfolgreich gemeistert und erreichten Momaughs Bergdorf.
Hier gab es ein leckeres Mittagessen und am Nachmittag führte und Momaugh (der auch Bürgermeister ist) durch sein Dorf. Uns wurde vorgeführt, wie sie den selbstgepflückten Tee verarbeiten und für uns wurden extra frische Erdnüsse geröstet. Die Dorfbewohner sind generell zurückhaltend aber sehr freundlich zu einem.
Das Dorf besitzt seit 2009 Zugang zu Trinkwasser, da die Dorfbewohner einen Brief an die UN geschrieben haben. Vorher mussten sie eine halbe Stunde laufen um an Trinkwasser zu gelangen. Erst seit vier Monaten verfügen die Bewohner über Elektrizität. Sie bekamen - diesmal von der Regierung - pro Haus eine kleine Solaranlage. Am Abend sahen wir uns noch an, wie die Jugendlichen des Dorfes für ein bevorstehendes Fest einen Tanz einstudierten. Müde ging es dann ins Bett, bzw. auf die Matratzen
Heute wanderten wir durch mehrere Dörfer, die unser Guide einfach in Tea-, Lunch- und Beervillage umbenannte. So wussten wir also immer, was uns im Dorf erwartet. Das Beervillage hatte eigentlich nur den Namen bekommen, da wir gefragt haben, ob es auch Bier zu kaufen gäbe. Schließlich muss man sich ja nach getaner Arbeit angemessen belohnen.
Im Lunchvillage sahen wir uns auch die hiesige Schule an und brachten den Kindern das Lied "Head and Shoulders" bei. Der Unterricht zeigt im Vergleich zu unserem leichte Abwandlungen. In dem Raum befinden sich alle vier Klassenstufen und zwei Lehrer kümmern sich um sie. Es wird ausschließlich frontal unterrichtet, wobei die Lehrerin den Unterrichtsstoff vorsagt und an die Tafel schreibt und die Kinder das Ganze immer wieder laut wiederholen. Es herrschte eine krasse Lautstärke, die ich nicht einen Tag lang aushalten würde. Didaktisch und methodisch könnte man hier noch viel verändern.. Ein Lehrer verdient hier übrigens monatlich etwa 80€. Dabei kostet bereits 1kg Reis mittlerer Qualität über 60ct! Eine vier- bis fünfköpfige Familie ist mit nur einem Job nicht zu ernähren.
Die zweite Nacht verbrachten wir bei einem guten Freund von Omaungh. Auch hier wurden wir wieder sehr freundlich empfangen. Nach dem Frühstück machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück nach Hsipaw.
Wir kamen aber nicht direkt im Ort an, sondern wurden von einem Pick-Up in einem nahegelegenen Dorf abgeholt. Nach einem Mittagessen fuhren wir noch zu den heißen Quellen: Hier konnten wir unsere müden und verspannten Muskeln lockern. Herrlich!
Ja und dann waren wir auch schon wieder im Guesthouse, nahmen eine warme Dusche und packten unsere Sachen, da jeder aus der Gruppe am Abend einen Nachtbus in eine andere Stadt nahm.