Buenos Aires

Veröffentlicht auf von Sebastien Vogt

26.03.2015

So heute hieß es also mal wieder ins Flugzeug steigen und etliche Kilometer hinter mich zu bringen. Am Flughafen traf ich nochmals Angela und Urs, denn sie hatten ebenso Tickets für den selben Flug. In Buenos Aires sagten wir uns dann aber endgültig Lebewohl und ich fuhr dann mit dem Bus in die Stadt. Ich habe mich diesmal gegen ein Hostel entschieden und stattdessen ein Zimmer in einem Apartment gebucht. Die Lage ist echt gut, die Wohnung mit allem was man braucht ausgestattet. Nur mein Zimmer ist nicht wirklich einladend, denn außer einem Bett und einer kleinen Kommode passt nichts mehr in das Zimmer. Aber was solls, die meiste Zeit werde ich ja eh unterwegs sein.

27.03.2015

Tagsüber habe ich nicht sehr viel gemacht außer die nähere Umgebung abzuklappern. Die Sehenswürdigkeiten wollte ich noch nicht sehen, da ich in ein paar Tagen meine Mutter und Schwester treffen werde und mit ihnen dann die Stadt besichtigen werde. Auf den Abend habe ich mich schon den ganzen Tag gefreut, da ich heute Gauthier und Laura wiedersehen sollte. Die beiden haben sich vor ein paar Tagen in Mendoza getroffen und sind dann gemeinsam nach Buenos Aires gefahren. Wie gut dass ich ausgerechnet dieses Apartment gebucht habe! Laura konnte nämlich in der Wohnung ihres Onkels bleiben und diese lag gerade mal zehn Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt. Die Wiedersehensfreude war groß und bei einem kühlen Whisky-Cola wurden die Erfahrungen der letzten zwei Wochen ausgetauscht. Zu Fuß machten wir uns dann auf den Weg zu einer Tangoschule, die, wie sich später rausstellte, viel zu weit weg war um zu Fuß hinzulaufen. Also schnappten wir uns ein Taxi und ließen uns zum Laden "La Catedral" fahren welcher in einem alten Fabrikgebäude untergebracht ist. Da wir natürlich "topmotiviert" waren, haben wir uns auch gleich für den Tanzkurs entschieden. Naja, so wirklich gut fand ich den Kurs nicht, da ich nicht ganz nachvollziehen konnte was der Tanzlehrer eigentlich wollte. Nach dem Kurs machten wir es uns gemütlich und sahen den Tanzpaaren beim Tango tanzen zu.

Buenos Aires

Eigentlich wollten wir dann noch in einen Club, da aber keiner in der Nähe war fuhren wir zurück zu Lauras Wohnung und machten hier unsere eigene kleine Privatparty.

28.03.2015

Am Mittag schaute ich wieder bei Laura und Gauthier vorbei und musste feststellen, dass beide ziemlich verkatert waren. Mir hingegen ging es erstaunlicherweise hervorragend. Zusammen gammelten wir in der Wohnung herum und genossen das Nichtstun. Am Abend wurden wir aber wieder aktiv, kochten uns ein leckeres Abendessen und machten uns dann auf den Weg zu einer riesigen WG-Party. Auf der Dachterrasse des Gebäudes tummelten sich die Leute und ich fühlte mich in meine Studentenzeit zurückversetzt.

29.03.2015

Was macht man am "Tag-Danach"? Richtig, ausnüchtern! So fand der heutige Tag mal wieder hauptsächlich in der Wohnung statt, ein reichliches Filmangebot stand zur Unterhaltung parat. Abends schwangen wir nochmals den Kochlöffel und ließen es uns schmecken.

30.03.2015

Heute stand ein ganz besonderes, weiteres Wiedersehen bevor: Meine Mutter, Schwester, Schwager und deren Kinder sind nämlich über die Osterferien nach Uruguay geflogen. In Buenos Aires sollte ich aber zunächst nur meine Schwester und Mutter wiedersehen. Auch deren Hotel ist nur knappe 15 Gehminuten von meinem Apartment entfernt und so verabredeten wir uns am Morgen. Als ich jedoch in deren Hotel ankam und an der Rezeption nach ihnen fragte, wurde mir mitgeteilt, dass die beiden außer Haus seien. Dummerweise konnte ich die beiden nicht über das Handy erreichen und so blieb mir nichts anderes übrig als in der Lobby zu warten. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die beiden mir eine SMS gesendet haben und mir mitteilten, dass sie zum Frühstücken in ein nahegelegenes Café gegangen sind. Diese SMS kam aber nie bei mir an und so warteten sie im Café auf mich und ich in der Lobby auf sie. Zum Glück musste meine Mutter aber nochmals zurück ins Hotel und so trafen wir schließlich doch noch aufeinander. Puh, nach über acht Monaten Wartezeit konnten wir uns endlich wieder in die Arme nehmen; ein schönes Gefühl. Bei einem kleinen Frühstück planten wir gemeinsam den Tag und machten uns dann auf den Weg Buenos Aires kennen zu lernen. Die Hauptattraktion ist definitiv die riesige Totenstadt "Cementerio de la Recoleta", ein Friedhof auf dem Argentiniens Oberschicht so prunkvoll ruht wie sie einst auch lebte. Es ist faszinierend durch die weitläufige Miniaturstadt mit ihren erhabenen Statuen, aufwendigen Marmorfassaden und nach Erde riechenden Sarkophagen zu schlendern. In den Krypten ruhen die sterblichen Überreste der Elite der Stadt: frühere Präsidenten, Militärhelden, einflussreiche Politiker sowie Reiche und Berühmte. Um Evitas Grab zu finden folgt man entweder den Massen oder orientiert sich mithilfe des "Stadtplans", den man am Eingang erwerben kann.

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Nun ging es weiter zur Plaza del Congreso und wer hätte das gedacht, hier steht der riesige Palacio del Congreso (Kongressgebäude) welcher mit seiner grünen Kuppel 1906 nach dem Vorbild des Kapitols in Washington fertiggestellt wurde.

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Mit der Metro fuhren wir nun zur Plaza de Mayo, nachdem wir nämlich festgestellt hatten, dass wir in die falsche Richtung laufen. Herz und Seele von Buenos Aires ist dieser Platz, wo sich Andenkenverkäufer, neugierige Touristen und manchmal auch ungestüme Aktivisten tummeln. Ja, letztere haben wir deutlich wahrnehmen können. Als wir die Stufen der Metro emporsteigen und ans Tageslicht gelangen, ist das Erste das wir sehen ein Polizeiaufgebot mit Wasserwerfer und anderen Polizeifahrzeugen. Wie sich rausstellte, demonstrierten hier heute die Veteranen des Falklandkrieges. Ständig detonierten laute Böller welche uns anfangs jedesmal zusammenzucken ließen. Schaut man nach Osten, entdeckt man den rosafarbenen Präsidentenpalast, die Casa Rosada, mit dem Balkon, von dem Evita Perón zu Tausenden ihrer Anhänger sprach.

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Auf der nordwestlichen Ecke der Plaza steht die 1862 erbaute Kathedrale. In ihr befindet unter anderem das Grab des argentinischen Befreiungskämpfers und Nationalhelden José de San Martín.

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Auf dem Plaza de Mayo kann man auch mehrere auf den Boden gemalte weiße Kopftücher entdecken. Seit dem 30. April 1977 halten hier die Madres de Plaza de Mayo einmal wöchentlich am Donnerstagnachmittag eine Protestkundgebung ab. Da Proteste im Stehen von der Junta verboten worden waren, drehten die Mütter an jenem ersten Donnerstag eine Runde um die Pyramide vor dem Präsidentenpalast. Sie wollten zu Juntachef Jorge Videla vorgelassen werden, um von ihm Auskunft über den Verbleib ihrer vermissten Söhne und Töchter zu erhalten. Das Kennzeichen der Madres sind ihre weißen Kopftücher, mit denen sie die Friedfertigkeit ihrer Proteste signalisieren.

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Wir folgten jetzt der Avenida de Mayo um das bekannte Gebäude "Palacio Barolo" zu sehen. Der Architekt hat sich bei seiner Bauweise von Dante Alighieris "Göttliche Komödie" inspirieren lassen. Das Gebäude ist in die drei Sektionen Hölle (Keller und Erdgeschoss), Fegefeuer (1. bis 14. Etage) und Himmel (15. bis 22. Etage) unterteilt. Leider konnten wir die verschiedenen Bereiche nicht sehen, da an dem heutigen Tag keine Führung stattfand.

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Am Abend traf ich mich nochmals mit Laura und Gauthier und gemeinsam fuhren wir zu "la bomba del tiempo". Jeden Montag um 20 Uhr stellt sich La Bomba del Tiempo im Kulturzentrum Konex vor. Bomba del Tiempo -Bombenzeit- ist eine Gruppe von Künstlern, die mit Trommeln und anderen Schlaginstrumenten verschiedene Rhythmen spielt. War ein tolles Erlebnis und es ist wohl kaum möglich sich hier nicht vom Rhythmus anstecken zulassen. Während Gauthier und ich noch weiter um die Häuser zogen, fuhr Laura zurück zur Wohnung da es ihr nicht besonders gut ging.

31.03.2015

Heute Morgen musste ich mich (mal wieder) von Laura und Gauthier verabschieden und anschließend traf ich mich mit meiner Schwester und Mutter. Wir fuhren zunächst in den Stadtteil Palermo und schlenderten hier durch die Gassen und tranken in einem der vielen Cafés einen Cappuccino.

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Jetzt wurden wir so richtig mutig und fuhren in den Problembezirk "La boca". Bekannt ist der Stadtteil wegen seiner originellen Häuser. Sie wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen der Straße El Caminito an. Unser Taxifahrer sagt uns nochmals, dass wir wirklich nur in dem touristischen Teil bleiben sollen. Ansonsten ist die Gegend nämlich nicht ungefährlich..

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Am Abend wollten wir uns eine Tangoshow inklusive Abendessen anschauen, jedoch machte uns der heutige Streik einen Strich durch die Rechnung. Tagsüber fanden wir ihn ja noch angenehm, denn somit war deutlich weniger Verkehr in der Stadt. Jetzt spürten wir aber leider auch seine negative Seite denn der Laden hatte heute aufgrund des Streiks geschlossen. Schade, aber um die Ecke fand sich schnell ein anderes Restaurant, aber leider ohne Tango.

Veröffentlicht in Argentinien

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